[Bericht über das vermutlich erste organisierte Auftreten der Opposition in Berlin][1]


Magdeburger Volksstimme Nr. 8 vom 9. Juli 1890


In einer sozialistischen Versammlung auf Tivoli am Freitag Abend[2] in Berlin kritisierte Buchdrucker Werner die Beschlüsse des Reichstags und bezeichnete die Arbeiterschutzgesetzgebung nur als Zwischenstation zum sozialistischen Staat. Maler Schweizer warf den sozialistischen Abgeordneten vor, dass sie nicht radikal genug im Reichstag vorgingen. Frau Apotheker Ihrer betonte die Anteilnahme der Frauen an politischen Versammlungen und beklagte es, dass selbst zu dieser Versammlung Sozialisten ihr den Zutritt verwehrt hätten verwehren wollen. Buchdrucker Werner bemerkt in Bezug auf die letzte Versammlung, in der er mit Bebel diskutierte, der Autoritätsglaube bei den Arbeitern müsse endlich aufhören, damit die Arbeiter nicht bloß in eine Versammlung kämen, wenn ein bekannter Name auf den Plakaten gezeigt werde. Es wurde alsdann eine Resolution angenommen, welche sich gegen die Einmischung gegnerischer Zeitungen, wie der „Volkszeitung“, in die Beurteilung innerer sozialdemokratischer Angelegenheiten verwahrt.


[1] So jedenfalls vermutet es Hans Müller in seiner Schrift „Der Klassenkampf und die Sozialdemokratie“, Zürich 1892, S. 76. Von dort ist auch die vorliegende Abschrift entnommen.
[2] 4. Juli 1890