Signalment Otto Schley

Signalment Otto Schley (1886)

Anarchistische Gruppe um Schley (Schönebeck)

 

Gründung: um 1885

Kontaktadresse (1886): Wilhelm Schürfler, Groß Salze, hinter dem Rathause 5

Mitgliedschaft: Zur Gruppe gehörten mindestens 8-9 Personen, davon sind namentlich bekannt: Tischler Otto Schley, *2.8.1862; Arbeiter Köhler, Gr. Salze; Arbeiter Schüssler; Arbeiter Sens, Gr. Salze; Schriftsetzer Carl Herrmann (Zugehörigkeit zur Gruppe nicht eindeutig belegt, jedoch enge Kontakte mit Schley); Bauhilfsarbeiter Johann Adolf Adomatis

 

Auch in der nahe Magdeburg gelegenen Kleinstadt Schönebeck gab es in den 1880er Jahren Ansätze anarchistischer Organisierung. Um den im November 1885 aus Hamburg nach Schönebeck verzogenen Tischler Otto Schley scharte sich eine kleine Gruppe von Anarchisten. Zu dieser gehörten zeitweilig auch einige Auswärtige, wie z.B. der Schriftsetzer Carl Herrmann und der Bauhilfsarbeiter Adomatis, die dort beide bereits eine Zeit lang ansässig waren. Schley hielt Kontakte nach Hamburg und Berlin sowie auch zur anarchistischen Exil-Gemeinde in London und New York. Von dort erhielt er die „Freiheit“ und andere Druckschriften. Einige seiner Genossen arbeiteten in einer Düngemittelfabrik, wo sie angeblich an die Besorgung von Sprengstoffe dachten. Außerdem wurden enge Kontakte zu Arbeitern in der Elmer Saline bzw. den Bergwerken bei Staßfurt unterhalten, von denen man sich ebenfalls Explosivstoffe erhoffte. Einer jener Schönbecker Genossen schaltete zudem einen anscheinend sympathisierenden Schwager, einem Maurer namens Gottlieb Boersig in Groß-Mühlingen, als Deckadresse für größere Sendungen ein. Der besagte Sympathisant erwies sich dann jedoch entweder als unzuverlässig oder zumindest als konspirativ unfähig, als er die Annahme der ihm postalisch überbrachten Druckschriften verweigerte, so dass die Sendung der unterdessen aufmerksam gewordenen Polizei in die Hände fiel. Diese Nachlässigkeit bremste den Tatendrang der kleinen Gruppe womöglich, denn über weitere Aktivitäten der Gruppe in Schönebeck, die über die Verbreitung von Druckschriften hinausgingen, ist seitdem nichts mehr bekannt geworden.

 

Quellen

Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 030 Nr. 13878

Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 030 Nr. 11971